Neenkarker Plattsnacker

Platt snacken als Teil heimatlicher Kultur

Heimatfreunde Neuenkirchen haben sich die Pflege der niederdeutschen Mundart auf die Fahnen geschrieben

VON ALEXANDER BÖSCH
Neuenkirchen.

Zugegeben, an diesem Sonntag nahm sich die Resonanz der „Neenkarker Plattsnacker“ eher bescheiden aus. Neben dem ersten Vorsitzenden der Heimat¬freunde Hartmut Bohlmann und „Plattdütsch-Ikone “ Erich Buck hatte sich lediglich Günther Grote in der Heimatstube in der Schulstraße eingefunden. Für die Organisatoren kein Grund zur Sorge: Schon beim nächsten Treffen am 3. Juni kann das wieder anders aussehen.
Als die Plattsnacker 1998 von Erich Buck gegründet wurden, trafen sich 35 Leute und mehr, um beim Klönen in der alten Heimatsprache über „Dit und dat“ die norddeutsche Mundart lebendig zu halten. 2011 schlossen sich die Plattsnacker den Heimatfreunden an. In den letzten Jahren sei das Interesse ein wenig eingeschlafen. „Ich spreche aber immer mal wieder Leute auf der Straße auf Platt an und versuche, neues Interesse für die Gruppe zu wecken“, versichert Erich Buck. ,,Das ist weniger geworden, weil die Interessenten älter werden und die jüngeren Leute oft berufsmäßig stark eingebunden sind“, sagt Hartmut Bohlmann.
Unterhaltsame Anekdoten
Doch dank der engen Verzahnung vieler Veranstaltungen der Heimatfreunde mit der plattdeutschen Sprache werde in Neuenkirchen dafür Sorge getragen, dass die beliebte Mundart nicht zu schnell ausstirbt. Ein Beispiel ist die Reihe „Neuenkirchener Originale“. In loser Folge philosophieren die Teilnehmer in unterhaltsamen Anekdoten über die Dorfgeschichte und lassen eine markante Persönlichkeit des Ortes hochleben. .Das kann eine in sportlicher, politischer oder anderer Hinsicht interessante Person sein. Und Zeitzeugen kommen zu Wort“, erzählt Hartmut Bohlmann.
„Wird bei Veranstaltungen zu lang Hochdeutsch gesprochen, achte ich schon darauf, dass das Plattdeutsche nicht zu kurz kommt“, gesteht Erich Buck. Auch bei den beliebten Geschichtstouren fließe immer wieder die eine oder andere Anekdote ,op Platt‘ ein. Die Heimatfreunde erkunden dabei vor Ort Neuenkirchener Straßenzüge wie die Landwehr oder die Vorbrucher Straße oder widmen sich Aspekten wie der Landwirtschaft oder der Grundschule. Wir wollen aber nicht auf Krampf alles auf Plattdeutsch abhalten, sonst erreicht man bestimmte Leute nicht mehr“, sagt Bohlmann. Damit auch die junge Generation die plattdeutsche Mundart nicht verlernt, lädt Jutta Kuper alle 14 Tage zur „Plattdütsch School“ in die Heimatstube. Unter fachkundiger Anleitung, aber eben nicht nach „Schoolmesterart“, wird Jung und Alt hier die urige Mundart vermittelt. Auch bei Erika Karlsen und der Handarbeitsgruppe mit Kindern wird zwanglos ins „Plattdütsche“ abgedriftet. Die Neuenkirchener Pastorin Ina Tempel, die aus dem niedersächsischen Bunde bei Holland stammt, sorgt mit plattdeutschen Gottesdiensten immer mal wieder für Rekordbesucherzahlen.
Wie sehr man mit dem Dialekt verbunden sei, das liege auch am Elternhaus, wie Günther Grote bestätigt. Wie Erich Buck, war auch Grote früher beim Bremer Vulkan beschäftigt: ,,Wenn wir ehemaligen Vulkanesen uns auf der Straße treffen, wird ganz schnell platt gesprochen.“ Vom langjährigen Vereinsmitglied Gerold Brumund kursiere gar die Anekdote, dass dieser bei seiner Einschulung nichts anderes als Platt sprechen konnte. Sein Vater habe ihm eingebläut, ,,bloß nicht mit diesem komischen Hochdeutsch anzufangen“. Entscheidend bei der Verständigung sei aber mitunter auch, welche Variante des Plattdeutschen denn nun gerade gesprochen werde.
Am Sonntag, 3. Juni, ab 11 Uhrtreffen sich die Neenkarker Plattsnacker wieder in der Heimatstube in der Schulstraße 18. Auch Nichtmitglieder sind jederzeit willkommen.

Quelle: „Die Nordeutsche“ Landkreis Osterholz

Sie möchten, dass die Mundart in Neuenkirchen erhalten bleibt (von links): Günther Grote, Erich Buck, Hartmut Bohlmann. FOTO: ALEXANDER BÖSCH