Das Kahnschifferhaus

Der Heimatverein Farge-Rekum e.V. und der Schifferverein Rekum und Umgegend von 1919 e. V. haben von der Familie K. H. Schwarze, Rekum, ein altes Reetdachhaus übernommen.
Das Haus, ein ehemaliges Zweiständerhaus, liegt Unterm Berg 31. Das dazugehörige Grundstück von 444 qm Größe haben beide Vereine je zur Hälfte erworben.
Sie haben das Haus restauriert, verwalten und unterhalten es. Das Haus dient den oben genannten Vereinen zur Erfüllung ihrer Zielsetzungen. Nach der Restaurierung beinhaltet es:

  1. Diele mit Zweiständerhauscharakter;
  2. Sammlung mit bäuerlichen Kleingeräten in Hille und Stallteil;
  3. Schifferwohnecke;
  4. Butze des Kahnknechtes;
  5. Museale Küche (19. Jahrhundert) mit vorhandener gemauerter Herdfeuerstelle und offenem Rauchabzug, Gossenstein und Pumpe;
  6. Geschäftszimmer;
  7. Archivraum;
  8. Sanitärbereich;
  9. Pantry.

Das Haus ist der Öffentlichkeit zeitweilig zugängig. (Für Besichtigungen und Ausstellungen.)

Das Haus trug früher die Katasternummer 85 und war eine Anbauernstelle, Wohnhaus und Schweinestall.
Es ist 1800 gebaut worden; benachbarte Häuser mit den Katasternummern 98 und 99 sind 1833 entstanden.
Vor Friedrich Haeslop muss Dietrich Schwanewede Hausbesitzer gewesen sein, wie aus einem leider undatierten Katasterplan hervorgeht.
1848 kaufte Heinrich Seide das Haus von Friedrich Haeslop (1807-1887) aus Flethe (Blumenthal). Friedrich Haeslop aus Flethe war zeitweilig Inhaber der Blumenthaler Werft „Havighorst“ und später einer Reederei, die 4 Segelschiffe besaß: Die Briggs „Blumenthal“, „Meta“, „Adeline“ und „Eiche“. 1858 übergab Heinrich Seide das Haus an seinen Schwiegersohn Hermann Hamann.

1867 kaufte Johann Mengers das Haus.

Waren die zwei Vorbesitzer wohl Kleinbauern, so sagt eine Steuerliste von 1888 aus, dass Johann Mengers von Beruf Seefahrer war. In seinem Hause wohnte damals auch der Kahnknecht Johann Volkens (in der Butze?).

Da auch im letzten Jahrhundert die Schiffe immer größer wurden, die Weser aber immer stärker versandete, ergab sich die Möglichkeit, mit kleineren Schiffstypen wie Weserkahn, Ever und Tjalk den Warentransport zwischen Bremen und den Häfen der Wesermündung durchzuführen, womit sich der Berufszweig des „Kahnschiffers“ befasste. Allein in der heutigen Straße „Unterm Berg“ wohnten im letzten Jahrhundert mindestens 11 selbständige Schiffer.

1901 übernahm Johann Mengers jun. das Haus.
1931 kaufte Fritz Heins das Haus.
1990 wurde es von K. H. Schwarze geerbt.
1992 Verkauf an den Heimatverein Farge-Rekum e.V. und den Schifferverein Rekum e.V..

Die Vorbesitzer und auch Johann Mengers sen. haben das Zweiständerhaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohl zweimal umgebaut. Das ehemalige Rauchhaus (Gebälk) wurde nach vorne um ca. 2,5m verlängert, bekam zu den drei Räumen im Kammerteil eine Küche mit Herdfeuerstelle und offenem Rauchabzug in der südlichen Lucht. Ein Kellerraum entstand unter der nördlichen Kammer. Die nördliche Lucht wurde Abstellraum und Kellerniedergang. Ein weiterer Wohnraum mit Butze kam in den südlichen Stallteil. Auf der Nordseite entstand ein Nebenausgang. Auf diese Weise wurden die beidseitigen Viehhaltungen zu Wohnraum, der aber auf der Nordseite später wieder als Schweine- bzw. Hühnerstall benutzt wurde.
Der östliche Krüppelwalm wurde durch einen Steilgiebel ersetzt.
Bei den laufenden Arbeiten wurde eine signierte Fußbodendiele entdeckt: 20. 8. 1897 August Meyer, Tischler in Rekum und Hinrich Köster, Tischler, Wittsted, z. Z. Rekum. Den Umbaumaßnahmen fielen die Ständerreihen zum Opfer. Sie sind wiederhergestellt worden. Die Nachfolgebesitzer haben lediglich Umbauten an Fenstern und teilweise an Fußböden vorgenommen. Im Haus befand sich lediglich eine „Klokiste“.
Bei der Wiederherstellung des Hauses ist versucht worden, mit alten Materialien und alten Techniken zu arbeiten. So stammen z. B. die Steine aus dem Haus Hüllenhagen, Maueranker von Schminke, Eichenbalken aus den Häusern Schwanewede und Kihne, Witteburgfliesen und Klinker aus dem Haus Cramer, die Haustür von K. Morisse. Gemauert und gefügt wurde mit Muschelkalk, Farben wurden gewickelt.
So stellt sich heute das Kahnschifferhaus seinen Besuchern dar.