Steingutfabrik Witteburg

Drei Bremer Kaufleute, die mit England oder mit dem Handel von englischem Steingut zu tun hatten, beschlossen eine eigene Steingutfabrik zu gründen. Die große Nachfrage und die hohen Zollgebühren ermutigten sie zu diesem Schritt.

Im hannoverschen Farge, hier war die Weser für Seeschiffe noch befahrbar, fanden sie ein geeignetes Gelände und der Zoll entfiel auch, weil England und Hannover dem König Georg V. unterstanden.

Die Steingutfabrik Witteburg um 1890. Erbaut an der Weser bei Farge. Der Unternehmensname bezieht sich auf die Festung Witteborg, des Erzbischofs Gerhard II, die hier in Farge gestanden haben soll. Neue Untersuchungen belegen aber, dass die Witteborg bei Lemwerder auf der anderen Weserseite stand und um 1227 zerstört wurde.

Das zu verarbeitende Rohmaterial musste alles von England eingeführt werden und 1853 begann man mit der Produktion von Gebrauchsgeschirr nach englischem Vorbild. Auch die Fachleute für die Herstellung von Steingutgeschirr wurden in England angeworben. Für sie wurden, an der heutigen Koloniestraße in Farge, Wohnungen im heimischen Stil gebaut.

Die Geschäfte liefen gut und so wurde das Angebot der verschiedenen Artikel nach und nach vergrößert. Etliche Auszeichnungen und Medallien weisen auf die gute Qualität des Geschirrs hin. Ab 1885 wurden neben Gebrauchsgeschirr auch Sanitärkeramik und Wandfliesen hergestellt.

Das ehemals kleine Farge mit ca. 40 Katen und Bauernhäusern war inzwischen Industriestandort geworden und fand 1888 mit der Eröffnung der Farge-Vegesacker Eisenbahn den Anschluss an den weltweiten Handel.

Dekor Weser, das erfolgreichste und meist hergestellte Motiv der Steingutfabrik

Motiv-Fliese ca. 15×15 cm

Preisliste um 1870, Porzellan wurde allerdings auf der Witteburg nie hergestellt

Um die Jahrhundertwende, hatte die Fabrik mit über 450 Beschäftigten ihren Höhepunkt erreicht und wurde in eine Aktien Gesellschaft umgewandelt.

Nach dem 1. Weltkrieg (1918) wurde das Farger Werk von der Norddeutschen Steingutfabrik in Grohn übernommen, aber der frühere Erfolg stellte sich nicht wieder ein. Ab 1926 konzentrierte man sich auf die Herstellung von Fußbodenfliesen. Der Betrieb wurde immer weiter zurück gefahren, auch wegen des Mangels an Rohmaterial, und 1953 wurde er ganz eingestellt.

Auf einem Teil des Geländes entstand 1967 der Neubau des Kraftwerks Farge.

Der Heimatverein Farge-Rekum e.V. sammelt Geschirr und Fliesen aus der ehemaligen Steingutfabrik in seiner kleinen Dauerausstellung “Witteburg”.

Siehe auch – Ausstellungen: Die Steingutfabrik Witteburg

Schauvitrine im Kahnschifferhaus mit gesammeltem Geschirr und Fliesen der Steingutfabrik „Witteburg“