Mit dem Koch´schen Hof verschwindet ein Stück Farger Geschichte

Umfangreiche Dokumente zur Familienhistorie im Kahnschifferhaus / Erste Erwähnung 1595

von Ulf Fiedler

Farge. Wo im Februar 2014 noch die Brandruine des Koch’schen Hofes stand, entsteht jetzt ein Einkaufsmarkt. Die Hofbesitzer waren über Generationen mit der Entwicklung des Dorfes Farge verbunden. Im Rekumer Kahnschifferhaus des Heimatverein Farge-Rekum e.V. wird eine Reihe von Dokumenten aufbewahrt, die den Verlauf der Familiengeschichte dieser Hofbesitzer exakt nachzeichnen.

Der erste Hof lag nicht an der Farger Straße 99, sondern auf einer Warft oder Wurth direkt am Weserufer. Für die damaligen Kahnschiffer und Fischer war dieser Standort üblich und praktisch. Die hohe Wurth schützte vor Sturmfluten. Ein Hof neben der Bauernstelle von Meier wird 1595 erstmals erwähnt. Die Akten nennen einen Hilfert Frese als Eigentümer. Erst 1666 taucht der Name Koch als Hofbesitzer auf und lässt sich dann über viele Generationen eindeutig belegen. 1670 kauft Schwede Koch Haus und Grundstück von den Erben der Witwe Oldmann. Die Nachfolger sind auf Vergrößerung des Anwesens bedacht. 1840 beträgt der Grundbesitz der Familie 43 Morgen – es ist der größte in Farge.

Nicht belegt ist, wann das Anwesen am Weserufer aufgegeben und gegen ein festes Haus an der Farger Straße getauscht wird. Vermutlich besteht der erste Hof, der quer zur Straße steht, bereits um 1849, als Johann Koch zum Ortsbevollmächtigten bestellt wird. 1860 beträgt der Grundbesitz über 16000 Hektar. Da trifft es sich gut, dass die Kommunalverwaltung des Kreises Blumenthal unter Vorsitz von Landrat Bert-hold zum Bau eines Kraftwerks am Weser-ufer viel Land braucht.

Georg Koch wohnt nun als stolzer Hofbesitzer in einem stattlichen, 1878 erbauten Neubau, dessen Giebel zur Straße zeigt. Er wirkt als Schiedsmann in Farge. Für den Landkauf gilt der wohlhabende Landwirt als erste Adresse. Unter Aufsicht des „Königlichen Notars Gustav Böning zu Blumenthal“ verkauft Georg Koch 1916 dem Kreiskommunalverband umfangreiche Ländereien direkt am Weserufer zum Preis von 15500 Mark. Ein anschließendes Grund-stück wird im Vertrag getrennt aufgeführt und wechselt den Besitzer zum Quadratmeter-Preis von 1,50 Mark. Der Käufer verpflichtet sich, dem Verkäufer die elektrische Anschlussleitung auf seinen Hof an der Farger Straße unentgeltlich zu legen. Koch muss allerdings noch einige Jahre warten. Das Kraftwerk arbeitet erst seit 1923.

1926 übernimmt Georg Koch jun. den Hof an der Farger Straße. Er bewohnt und bewirtschaftet das Anwesen mit seiner Frau bis Ende der 1990er-Jahre. Danach verwaist der Hof, 2007 brennt er nieder.

Aus „Die Norddeutsche“ Lokales 11.7.2014